Verschiedenes


Nicht alles ist wahr was man meint zu sehen
In diesem Bild bewegt sich nichts





Wie tune ich meinen Ford von 150 PS auf 151 PS ?


Vor Jahren schon haben meine Frau und ich uns entschlossen, unser
Haus komplett zu vernetzen. Wenn ich sage komplett, meine ich auch
komplett. Also vom Keller übers Scheißhaus bis unters Dach. Hat ne
Menge Geld gekostet, viel Arbeit gemacht, aber auch Spaß gemacht.
Wenn so eine Installation fertig ist, freut man sich über das
Geleistete.
Sämtliche Fenster wurden mit Sensoren ausgestattet, die Wärme,
Luftfeuchte, Luftzug und Zustand des Fensters registrieren und die
Daten an einen Centralcomputer senden. Der soll erkennen ob der
Luftzug ins Haus hinein oder aus dem Haus hinaus geht, ob das Fenster
gekippt, ganz geöffnet oder geschlossen und verriegelt ist.
Alarmsensoren brauche ich ja nicht extra erwähnen.
Bei allen Türen das gleiche. Vom Centralcomputer aus konnte ich
abrufen, welche Türen geöffnet sind, welche noch nicht verriegelt
sind, ob Scheiben kaputt sind, ob der Alarmsensor an ist. Abends wird
zu einer bestimmten Zeit automatisch alles geschlossen und
verriegelt.
Im ganzen Haus sind solche Sensoren verteilt. Und zwar in
verschiedenen Höhen: am Boden, in 1,20m Höhe und unter der Decke. An
der Decke sind in jedem Raum auch Feuer- und Rauchmelder, die laufend
den Centralcomputer füttern.
Im Klo geht die Spühlung automatisch nachdem der Drucksensor das
Verlassen der Sitzung registriert hat. Die Klorolle wickelt
automatisch ab, wenn der Wärmesensor eine Hand registriert. Aber
eigentlich braucht man die Rolle gar nicht mehr, weil nach dem
Geschäft ein feiner Wasserstrahl automatisch den Pürzel reinigt und
ein Luftzug ihn trocknet. Wasserhahn und Seifenspender brauche ich
natürlich auch nicht mehr betätigen. Nur das Handtuch greife ich noch
selbst. Wir haben aber seither nur noch weiße Handtücher, wo ein
optischer Sensor an der Wand abhängig vom Lichteinfall, den
Verschmutzungsgrad des Handtuches registriert und das Teil
automatisch von der Stange in den Wäscheschlucker in der Wand zieht.
Von dort aus gehts per Unterdruck in die Waschküche.
Die Küche ist mein Liebling. Mikrowelle, Kühlschrank, Herd,
Kaffeemaschine - alle Geräte stehen permanent mit dem Centralcomputer
in Verbindung und informieren über ihren Zustand. Im Kühlschrank
befindet sich ein Barcodescanner, der ständig den Warenbestand
überprüft und per Internet beim örtlichen Händler ausgleicht. Die
Zahlung erfolgt automatisch über Standleitung zur Bank. Ist eine Ware
abgelaufen, was eigentlich nie vorkommt, weil der Kühlschrank
rechtzeitig informiert, weist er mich auch darauf hin.
"Verfallsdatum Danone Joghurt Erdbeergeschmack erreicht". Oder "Bitte
Milch aufbrauchen." Meine Frau findet das praktisch. Einkäufe haben
sich seither eigentlich erledigt. Unnötige Wege auch.
Kaffee wird morgens automatisch gebrüht, wenn ich das Bett verlasse.
Radio geht an, Nachrichten wurden zuvor schon aufgenommen und dann
außerhalb der Zeit abgespielt. Licht brennt wo es nötig ist. Überall
Energiesparlampen.
Wenn ich was kochen will, aber nicht weiß was, gebe ich einfach
"Kochrezepte.de" ins Display am Kühlschrank ein - oder an der
Mikrowelle oder am Herd und schon bekomme ich leckere Vorschläge
gemacht wo meine Vorlieben berücksichtigt werden. Dabei achtet der
Centralcomputer auf ausgewogene Ernährung und Sonderangebote.
In jedem Raum habe ich Musik. Wir wohnen zwar sehr ruhig, aber sie
paßt sich automatisch der Umgebungslautstärke an. Außerdem
registrieren Sensoren die Stimmung der Personen im Haus und spielen
gegebenenfalls beruhigende Klassik oder auch mal was Rockiges.
In jedem Raum stehen Bildschirme über die man alle Daten abrufen
kann. Meine Frau und ich sind dafür extra vor ein paar Jahren in die
USA gefahren um dort geschult zu werden.
Dummerweise ist unser Haus vor drei Monaten abgebrannt.
Ich hatte abends noch ein wenig die vom Centralcomputer
vorgeschlagenen Filme angesehen und war müde geworden. Der Computer
machte mich darauf aufmerksam, daß ich doch ins Bett gehen könnte.
Aber ihr wißt ja wie das ist, man murmelt was von "ja ja" und bleibt
trotzdem liegen. Meine Gelenke schmerzten ohnehin weil ich in den
Jahren seit der Vernetzung rund 40 Kilo zugelegt hatte, (man spart in
so einem Haus ja so manchen Weg). Also blieb ich liegen.
Dabei habe ich wohl mit einer Handbewegung im Schlaf ein volles
Bierglas umgestoßen dessen Inhalt sich über den Teppich ergoß. Das
wurde vom CC registriert der auch gleich die Reinigungsmaschine
losschickte. Die konnte aber das Wohnzimmer nicht erreichen, weil
meine Frau die Schranktür unvorsichtigerweise mit einer Kiste Altglas
blockiert hatte. Also meldete die Maschine wohl an den CC, daß sie
nicht starten könne. Der CC gab der Maschine aber wohl weiterhin den
Startbefehl. Dabei wurd sie wohl heiß und verursachte einen
Kabelschmorbrand. Gleichzeitig drehte der CC die Heizung hoch weil
die Feuchtigkeit im Teppich nicht weichen wollte.
Von der unerträglichen Hitze wach geworden versuchte ich ein Fenster
zu öffnen, was aber wegen der von CC gesperrten Einbruchsicherung
mißlang. Also wollte ich den CC mit anderen Anweisungen füttern und
ging an einen der Bildschirme. Um die Fenster zu öffnen, mußte ich
erst mal die Einbruchsicherung ausschalten. Dafür mußte aber erst mal
das Paßwort zwei Mal bestätigt werden. Aber ich hatte wohl schon zu
viel Bier intus und der Versuch scheiterte. Das System wurde gesperrt
und unerlaubte Manipulation registriert. Die Heizung ging höher. Der
Kabelschmorbrand im Schrank der Reinigungsmaschine setzte sich
unbemerkt fort und erreichte die Datenleitung zur Mikrowelle. Diese
ging an und bereitete imaginäre Speisen. Allerdings meldete sie dem
Kühlschrank den Verbrauch von Lebensmitteln, der dann wohl sogleich
mit neuen Bestellungen loslegte.
Der Kabelbrand mußte aber irgendwann auch Herd und Kaffeemaschine
erreicht haben und in deren Datenkabeln einen Kurzschluß verursacht
haben. So schaltete der Herd den Wasserhahn ein um an Wasser für den
Kaffee zu kommen und die Kaffeemaschine schaltete ihre Heizplatte auf
Maximalleistung und fraß sich schließlich durch die Küchenplatte in
den Mülleimer der zu brennen begann. Durch die Rauchentwicklung
lösten die Rauchmelder aus und wollten über den CC eine Alarmmeldung
an die Feuerwehr schicken, was aber wegen der Manipulationsversuche
und der erfolgten Sperrung des Systems mißlang.
Ich wollte nun also von Hand löschen und holte einen Eimer. Leider
hatten die Sensoren am Wasserhahn mittlerweile eine Fehlfunktion und
schalteten immer dann ab, wenn man dem Hahn zu nahe trat. Umgekehrt
lief das Wasser, wenn man sich entfernte. So öffneten alle vernetzten
Hähne ihre Ventile und bald war der Boden im ganzen Haus pitschenaß.
Ich wollte also im Keller den Haupthahn zudrehen und ging hinunter.
Die Tür zum Keller war vom CC verriegelt worden. Keine Chance.
Also wieder hoch. Jetzt waren die Wassersprenkler an der Decke
angegangen und versuchten den Kabelbrand im Schrank und den
angrenzenden Wänden zu löschen, was aber ja nicht glücken konnte da
das Wasser den Brandherd nicht erreichte. In der Küche schmolz
mittlerweile die Dunstabzugshaube wegen der Hitze der Herdplatten weg
und fiehl glühend zu Boden. Dabei entzündete sie die Holzdielen,
durchbrannte diese und knallte schließlich in die Waschküche und dort
in den vollen Wäschesammler.
Um größeres Unheil zu verhindern wollte ich an den
Hauptsicherungskasten um die Stromzufuhr zu unterbrechen. Dabei
stolperte ich über einen wildgewordenen Staubsauger und schlug der
Länge nach hin. Aber ich berappelte mich wieder und brach den
Sicherungskasten auf. Sämtliche Sicherungen waren durchgebrannt. Der
CC mußte also schon auf Notstrom umgestellt haben. Keine Chance, das
abzustellen. Das Aggregat stand schließlich im verriegelten Keller.
Meine Frau war inzwischen durch den Krach wach geworden und kam aus
dem Schlafzimmer, dessen Tür, bedingt durch die zahlreichen
Kurzschlüsse, einen Einbruchsversuch registrierte und zuschlug. Dabei
schubste die Tür meine Frau gegen mich und zusammen flogen 278 Kilo
durch die geschlossene Wohnzimmerscheibe ins Freie in den Pool.
Sogleich ging im Garten laute Musik an und bunte Beleuchtung. (Bei
unseren Parties springt öfter mal jemand in den Pool)
Daß wir nicht ertranken, verdanken wir unseren Nachbarn, die durch
den Krach geweckt, zu uns eilten. Sie riefen auch die Feuerwehr.
Die kam zwar schnell, konnte aber bis auf die Grundmauern nichts mehr
retten. Der Keller steht noch. Und mit ihm der CC, der
Centralcomuter. Allerdings verweigerte sich der Keller drei Monate
lang jedem Aufbruchversuch. Wir hatten ihn seinerzeit als Bunker
auslegen lassen weil das sicherer ist.
Und so bestellte der CC weitherhin jeden Tag Unmengen an Gemüse, Obst
und Getränken bei den umliegenden Händlern, weil der nicht mehr
existente Kühlschrank ja leer ist und Nachschub forderte.
Die Polizei kommt auch drei, vier Mal pro Tag und registriert
Einbruchsversuche. Inzwischen lachen wir aber alle darüber.
Gestern schließlich kam ein Mann aus den USA. Ein Spezialist.
Zusammen mit der Bundeswehr hat man den Keller geöffnet und den
Centralcomputer herunterfahren können. Nach einigen Minuten konnte
der Spezialist auch feststellen was die Ursache der ganzen
Katastrophe war.
Die fup94(u7448).dll in Windows XP homesecurity war beschädigt.
Ich habe schon 7 Kilo abgenommen.



1 Seite(n), von Simon Tiversin
Jedes Jahr der gleiche Scheiss in Leipzig. Strassen werden gesperrt. Polizei aus ganz Deutschland trifft ein. Und das nur weil ein paar ewig Gestrige glauben, Hitler hätte das Völkerschlachtdenkmal gebaut. Die treffen sich dann am Hauptbahnhof. So mit Fahnen und Trommeln und ohne Haare auf dem Kopf.
Mich hätte das ganze nicht weiter gestört. Aber in einer der gesperrten Strassen liegt mein Fitnesstudio. Nicht weit vom Völkerschlachtdenkmal entfernt, und was mir wirklich auf die Nerven ging, war die Tatsache, dass ich wegen der Strassensperren vier Kilometer zu Fuss laufen musste, um dahin zu kommen.
Von daher hatte ich schon extrem schlechte Laune als ich mich auf den Weg machte. Und die wurde auch nicht besser als ich mich, kurz vor meinem Ziel, unversehens in einer Menschenmenge wiederfand die exakt meinem Feindbild entsprach:
Stirnackige Gestalten mit alkoholgetrübtem Blick, aus dem bestenfalls ein rudimentärer IQ sprach und der Geruch von billigem Bier und Schweiss, verstärkten meinen Vorsatz, dieses Jahr den Dingen eine andere Wendung zu geben.
Es wurde Zeit meinen Plan in die Tat umzusetzen.
"Hitler war ne schwule Sau!", gröhlte ich.
Das wirkte! Die bis dahin stumpf dahintrottende Masse von Glatzköpfen wurde auf mich aufmerksam. In Anbetracht des IQ's der Menge musste ich nur noch dafür sorgen das es auch so blieb.
"Und Himmler hat's heimlich mit Negern getrieben.", krähte ich fröhlich hinterher.
Jetzt hatte ich sie. Die Masse verharrte, stierte mich an. Dumpfes Raunen war zu hören: "Was hatta sagt?", "Jez bissu tot Mann!", "Bier is alle!"
"Und ihr...", kreischte ich der braunen Masse zu: "seid alle Popostecher!"
Dann rannte ich los, in dem genauen Wissen, dass ich geliefert war, wenn sie mich zu früh erwischen würden.
Einige schlecht gezielte Bierdosen zischten an meinem Kopf vorbei, als ich mehr oder weniger elegant um eine Kurve schleuderte und in einen Polizisten lief.
Deutsche Polizisten gelten als konfliktgeschult, gelassen und sie sind in der Lage mit jeder Situation klarzukommen ohne gleich in Panik zu geraten.Egal was, oder womit sie konfrontiert werden. Nichts bringt sie aus der Ruhe.
Nehmen Sie einen 120 Kilo Mann in violetten Jogginghosen und dahinter ca. 2000 wütende Nazis.
Damit schaffen Sie es jederzeit.
"Was haben sie sich dabei gedacht", schrie er neben mir herlaufend.
"Ich wollte in Ruhe mit meinem Auto zum Sport fahren." , keuchte ich. "Aber nein! Ihr musstet ja die Strassen sperren, für diese Deppen hinter uns. Jedes Jahr der gleiche Mist!"
"Ich bin nur ausführendes Organ", grunzte er und hielt sich im Laufen seinen Helm fest. "Was haben sie denn jetzt vor?"
"Zum Völkerschlachtdenkmal rennen."
Mir diesen Worten beschleunigte ich weiter, den Polizisten zürücklassend.
Ich hatte gehofft, das es funktionieren würde war aber doch erstaunt über meinen Erfolg. Mit diesem Gedanken bog ich in die Schlussgerade ein, galoppierte die letzen 150 Meter am Teich vorbei und blieb keuchend vor dem Treppenaufgang ins Innere des Gebäudes stehen, um zu verschnaufen. Und um mir einen Überblick zu verschaffen.
Die schnelleren der Horde liefen eben ein. Ich wartete noch eine Weile, um sicher zu gehen dass sie mich hören könnten. Dann legte ich wieder los:
"Arschficker! Popostecher!", schrie ich und hüpfte wie Rumpelstilzchen vor den Treppen rum, die nach oben führten.
Ich streckte ihnen die Zunge raus und reckte den Stinkefinger.
Die Wirkung war einmalig. Eine brodelnde Masse schob sich auf mich zu. Eine fleisch gewordene Naturkatastrophe, schickte sich an mich zu verschlingen.
Prima!
Ich hetzte in das Gebäude hinein, wohl wissend, dass mir das Gedrängel im engen Treppenhaus genügend Zeit verschaffen würde Teil zwei meines Planes in Angriff zu nehmen. Auf dem Weg nach oben, zog ich meinen Rucksack von den Schultern. Akkuscherer, Bierdose, Feinripphemd,alles da. Innerhalb weniger Sekunden hatte ich meine Haare abrasiert, das Feinripphemd angezogen und das Bier über mich geschüttet. Die Jogginhose flog in die Ecke eines Erkers, darunter trug ich eine alte BW-Hose. Ich überlegte noch kurz ob ich mir mit Kajal ein Hakenkreuz auf die Stirn malen sollte, entschied dann aber das es doch ein wenig zu theatralisch wirken könnte, ausserdem wurde es unter mir wieder lauter. Es war Zeit für Teil drei des Planes.
Ich hetzte weiter die Stufen hoch, nun darauf bedacht den Abstand nicht mehr zu gross werden zu lassen. Mit Erfolg. Als ich die Aussichtsplattform betrat hatte ich nur einige Sekunden mir noch eben schnell in die Hosen zu machen, um mein Bild zu vervollständigen.
"Er ist da runtergesprungen!" schrie ich den ersten entgegen und zeigte auf die Brüstung. Jetzt würde es sich zeigen,dachte ich bei mir. Sind sie wirklich so blöd wie ich denke?
Sie waren es. Mit "Sieg Heil"-Rufen und "Dich kriegen wir du Sau!", stürzte sich die Vorhut über die Brüstung. Die Nachfolgenden drängelten sich dahinter, in der Erwartung auch ein paar Tritte (Hi,hi, auf mich!) anbringen zu können.
Ein nicht enden wollender Strom von Glatzköpfen in Bomberjacken schob sich an mir vorbei über die Mauer. Eine NPD-Flagge wurde stolz erhoben, bevor sich ihr Träger todesmutig über den Rand schwang.
"Ja! Macht die Sau fertig!" feuerte ich die Massen an.
"Beeil dich!" schrie ich den Zögernden zu.
Irgendwann war Ruhe. Nur vereinzelt hörte ich noch ein leises "Pflatsch" von Nachzüglern, die ich mit den Worten "Führer befiel! Wir folgen!" angespornt hatte.
Ich zog eine Zigarre aus meiner Hosentasche, griff nach einer einsam herumrollenden Dose Bier und prostete der Brüstung mit den Worten "Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert!" zu.





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