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Völkerschlacht mal anders  (www.zyn.de) Völkerschlacht mal anders (www.zyn.de) 



1 Seite(n), von Simon Tiversin

Jedes Jahr der gleiche Scheiss in Leipzig. Strassen werden gesperrt. Polizei aus ganz Deutschland trifft ein. Und das nur weil ein paar ewig Gestrige glauben, Hitler hätte das Völkerschlachtdenkmal gebaut. Die treffen sich dann am Hauptbahnhof. So mit Fahnen und Trommeln und ohne Haare auf dem Kopf.

Mich hätte das ganze nicht weiter gestört. Aber in einer der gesperrten Strassen liegt mein Fitnesstudio. Nicht weit vom Völkerschlachtdenkmal entfernt, und was mir wirklich auf die Nerven ging, war die Tatsache, dass ich wegen der Strassensperren vier Kilometer zu Fuss laufen musste, um dahin zu kommen.

Von daher hatte ich schon extrem schlechte Laune als ich mich auf den Weg machte. Und die wurde auch nicht besser als ich mich, kurz vor meinem Ziel, unversehens in einer Menschenmenge wiederfand die exakt meinem Feindbild entsprach:
Stirnackige Gestalten mit alkoholgetrübtem Blick, aus dem bestenfalls ein rudimentärer IQ sprach und der Geruch von billigem Bier und Schweiss, verstärkten meinen Vorsatz, dieses Jahr den Dingen eine andere Wendung zu geben.
Es wurde Zeit meinen Plan in die Tat umzusetzen.

"Hitler war ne schwule Sau!", gröhlte ich.
Das wirkte! Die bis dahin stumpf dahintrottende Masse von Glatzköpfen wurde auf mich aufmerksam. In Anbetracht des IQ's der Menge musste ich nur noch dafür sorgen das es auch so blieb.
"Und Himmler hat's heimlich mit Negern getrieben.", krähte ich fröhlich hinterher.
Jetzt hatte ich sie. Die Masse verharrte, stierte mich an. Dumpfes Raunen war zu hören: "Was hatta sagt?", "Jez bissu tot Mann!", "Bier is alle!"
"Und ihr...", kreischte ich der braunen Masse zu: "seid alle Popostecher!"

Dann rannte ich los, in dem genauen Wissen, dass ich geliefert war, wenn sie mich zu früh erwischen würden.

Einige schlecht gezielte Bierdosen zischten an meinem Kopf vorbei, als ich mehr oder weniger elegant um eine Kurve schleuderte und in einen Polizisten lief.
Deutsche Polizisten gelten als konfliktgeschult, gelassen und sie sind in der Lage mit jeder Situation klarzukommen ohne gleich in Panik zu geraten.Egal was, oder womit sie konfrontiert werden. Nichts bringt sie aus der Ruhe.
Nehmen Sie einen 120 Kilo Mann in violetten Jogginghosen und dahinter ca. 2000 wütende Nazis.
Damit schaffen Sie es jederzeit.


"Was haben sie sich dabei gedacht", schrie er neben mir herlaufend.
"Ich wollte in Ruhe mit meinem Auto zum Sport fahren." , keuchte ich. "Aber nein! Ihr musstet ja die Strassen sperren, für diese Deppen hinter uns. Jedes Jahr der gleiche Mist!"
"Ich bin nur ausführendes Organ", grunzte er und hielt sich im Laufen seinen Helm fest. "Was haben sie denn jetzt vor?"
"Zum Völkerschlachtdenkmal rennen."
Mir diesen Worten beschleunigte ich weiter, den Polizisten zürücklassend.

Ich hatte gehofft, das es funktionieren würde war aber doch erstaunt über meinen Erfolg. Mit diesem Gedanken bog ich in die Schlussgerade ein, galoppierte die letzen 150 Meter am Teich vorbei und blieb keuchend vor dem Treppenaufgang ins Innere des Gebäudes stehen, um zu verschnaufen. Und um mir einen Überblick zu verschaffen.
Die schnelleren der Horde liefen eben ein. Ich wartete noch eine Weile, um sicher zu gehen dass sie mich hören könnten. Dann legte ich wieder los:


"Arschficker! Popostecher!", schrie ich und hüpfte wie Rumpelstilzchen vor den Treppen rum, die nach oben führten.
Ich streckte ihnen die Zunge raus und reckte den Stinkefinger.
Die Wirkung war einmalig. Eine brodelnde Masse schob sich auf mich zu. Eine fleisch gewordene Naturkatastrophe, schickte sich an mich zu verschlingen.
Prima!


Ich hetzte in das Gebäude hinein, wohl wissend, dass mir das Gedrängel im engen Treppenhaus genügend Zeit verschaffen würde Teil zwei meines Planes in Angriff zu nehmen. Auf dem Weg nach oben, zog ich meinen Rucksack von den Schultern. Akkuscherer, Bierdose, Feinripphemd,alles da. Innerhalb weniger Sekunden hatte ich meine Haare abrasiert, das Feinripphemd angezogen und das Bier über mich geschüttet. Die Jogginhose flog in die Ecke eines Erkers, darunter trug ich eine alte BW-Hose. Ich überlegte noch kurz ob ich mir mit Kajal ein Hakenkreuz auf die Stirn malen sollte, entschied dann aber das es doch ein wenig zu theatralisch wirken könnte, ausserdem wurde es unter mir wieder lauter. Es war Zeit für Teil drei des Planes.

Ich hetzte weiter die Stufen hoch, nun darauf bedacht den Abstand nicht mehr zu gross werden zu lassen. Mit Erfolg. Als ich die Aussichtsplattform betrat hatte ich nur einige Sekunden mir noch eben schnell in die Hosen zu machen, um mein Bild zu vervollständigen.
"Er ist da runtergesprungen!" schrie ich den ersten entgegen und zeigte auf die Brüstung. Jetzt würde es sich zeigen,dachte ich bei mir. Sind sie wirklich so blöd wie ich denke?


Sie waren es. Mit "Sieg Heil"-Rufen und "Dich kriegen wir du Sau!", stürzte sich die Vorhut über die Brüstung. Die Nachfolgenden drängelten sich dahinter, in der Erwartung auch ein paar Tritte (Hi,hi, auf mich!) anbringen zu können.
Ein nicht enden wollender Strom von Glatzköpfen in Bomberjacken schob sich an mir vorbei über die Mauer. Eine NPD-Flagge wurde stolz erhoben, bevor sich ihr Träger todesmutig über den Rand schwang.
"Ja! Macht die Sau fertig!" feuerte ich die Massen an.
"Beeil dich!" schrie ich den Zögernden zu.

Irgendwann war Ruhe. Nur vereinzelt hörte ich noch ein leises "Pflatsch" von Nachzüglern, die ich mit den Worten "Führer befiel! Wir folgen!" angespornt hatte.
Ich zog eine Zigarre aus meiner Hosentasche, griff nach einer einsam herumrollenden Dose Bier und prostete der Brüstung mit den Worten "Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert!" zu.




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Wir waren Helden Wir waren Helden 

Wir waren Helden

Wenn du nach 1980 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun! Vergiss es! Kinder von heute werden in Watte gepackt?

Wenn du als Kind in den 60er oder 70er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten!

Als Kinder sassen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags.Unsere Bettchen waren angemalt mit Farben voller Blei und Cadmium.

Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel.

Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen und auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm.

Wir tranken Wasser aus Wasserhahnen und nicht aus Flaschen. Wir bauten Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar.

Wir verliessen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Strassenlaternen angingen. Niemand wusste, wo wir waren und wir hatten nicht einmal ein Handy dabei!

Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und Niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld, ausser wir selbst.

Keiner fragte nach "Aufsichtspflicht". Kannst du dich noch an "Unfälle" erinnern?

Wir kämpften und schlugen einander manchmal grün und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht besonders.

Wir assen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick.

Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen.

Wir hatten keine Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video und DVD, Surround Sound, eigene Fernseher, Computer und Internet-Chat-Rooms.

Wir hatten Freunde!!!

Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Strasse. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht zu klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns?

Wie war das nur möglich?

Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Ausserdem assen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unserem Magen für immer weiter und mit den Stöcken stachen wir auch nicht besonders viele Augen aus.

Beim Strassenfussball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen.

Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte damals nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Lebensbewertung.

Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken.

Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstossen hatte, war klar, dass die Eltern ihn nicht automatisch aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren oft der gleichen Meinung wie die Polizei!

So etwas!

Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht.

Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wussten wir umzugehen!

Und du gehörst dazu?!?

Herzlichen Glückwunsch!!!



Wo ist Dimitri geblieben? Wo ist Dimitri geblieben? 
Man hört nichts mehr vom Clown Dimitri, was wohl aus ihm geworden ist?
Wo ist Dimitri geblieben?

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